Chronik des TSV Bernau von 1921 bis 1936

Das Training der damaligen Sportbegeisterten erfolgte anfangs weitgehendst im Freien auf der Wiese südlich gegenüber dem heutigen „Haus des Gastes“ oder in einem Stadl, der sich ebenfalls dort befand.

Bei besonderen Anlässen wurde hier u.a. ein Schauturnen vorgeführt, bei dem die ganze Bühne mit blauem Stoff ausgelegt war, damit die in weiß gekleideten Turner besser zur Geltung kamen.

Die erste Turnhalle

Im Jahre 1923 erwarb der TV Bernau für den Preis von 18 Festmeter Rundholz vom ehem. „Flachswerk Chiemgau“ (Besitzer Karl Reiner) einen hölzernen Flachwerksbau als Turnhalle, der sich westlich der Chiemseestraße – gegenüber dem ehemaligen Gasthof Talfriede bzw. hinter dem Geschäftshaus Prechtl befand. Damit war ein regelmäßiger und wetterunabhängiger Turnbetrieb gesichert. Die Sportübungen wurden im Freien vor der Turnhalle auf dem in der Nähe gelegenen Grundstück des Mitglieds Lorenz Schellmoser abgehalten. Aus diesem Grunde tauschte der Gründer des Vereins und erster Vorsitzender des TV Bernau Georg Furtner mit notariellem Vertrag vom 16.01.1924 ein ihm gehörendes Grundstück (an der heutige Chiemseestraße) mit dem Grundstück von Lorenz Schellmoser. Nach dem dann auch noch im Laufe des Jahres 1924 die Turnhalle durch eine handwerkliche Meisterleistung von Georg Winkler, sen. innerhalb nur eines Tages auf Rollen um 50 m auf den von Georg Furtner ohne Wertausgleich (!) überlassenen Sportplatz verschoben wurde, verfügte der TV Bernau über eine komplette Sportanlage.

Eine Damenriege auf dem ehem. Turnplatz.

In der Jahreshauptversammlung am 16. Januar 1924 löste Dr. W. Deinlein den Gründer des Vereins, Georg Furtner, als ersten Vorsitzenden ab. Gleichzeitig wurde eine Wintersportabteilung ins Leben gerufen.

Am 1. August 1924 war die Freude beim TV Bernau dann groß, als die Fa. M. Auer in München die Fertigstellung und Lieferung der ersten Vereinsfahne mitteilte. Für die Fahnenweihe am 3. August 1924 übernahm auf Anfrage schließlich der Salzburger Turnverein die Patenschaft, der mit Schreiben vom 2. Juli 1924 auch die „gewünschten Mustervorführung“ zusagte, Turnübungen von den besten Salzburger Turnern. Fahnenmutter der ersten Vereinsfahne war Frau Furtner, deren Ehemann der Gründer des TV Bernau war. Zur Fahnenweihe waren lt. einem damaligen Zeitungsbericht „200 Wetturner angemeldet und 40 Turnvereine aus allen Gauen Deutschlands und auch aus Österreich“. Am Festabend fanden „großangelegte turnerische Aufführungen statt mit bengalischer Beleuchtung, sowie Illumination des Ortes, Festplatzes u. Gasthof Strasser, wo die Festmusik konzertierte“ (siehe auch Zeitungsbericht).

In der Folgezeit wurde viel trainiert und erfolgreich Wettkämpfe durchgeführt. Der TV Bernau hatte einen beachtlichen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen, zumal nicht nur geturnt wurde, sondern auch andere Sportarten betrieben wurden. So erfolgte 1924 auch die Gründung einer Theater-Spielgruppe sowie einer Sängerriege (!) mit 68 Mitgliedern, die bis 1933 Herrn Bornschlegl geleitet wurde.

Im Jahre 1928 fand in Prien ein großes Turnfest statt.

Bei diesem Turnfest konnte erstmals der Olympische Staffelllauf gewonnen werden. Der Lauf erstreckte sich quer durch Prien über 800 m, 400 m, 200 m und 100 m und wurde durch die drei Bäcker-Obermeier-Brüder Wastl, Hans und Sepp, sowie Schellmoser Wast´ gewonnen.  Am 13. April 1929 verstarb der Gründer des TV Bernau Georg Furtner. In der Regionalzeitung wurde er in einem Artikel ausführlich gewürdigt, dass er „…. 1921 als damaliger Bürgermeister unter schwierigen Verhältnissen die Gründung des Turnvereins aufs eifrigste unterstützte und in den ersten Jahren die Vorstandschaft bis 1924 führte. Jhm verdankt der T.V. seinen jetzigen Turn u. Spielplatz, den Er in uneigennütziger Weise schenkte. ….“

Im Jahre 1931 feierte der TV Bernau unter der Teilnahme namhafter Vereine sein 10-jähriges Gründungsfest. Dabei wurde ein Waldlauf veranstaltet, den ebenfalls der Obermeier Wast´ gewann. Nach dem Festzug fand ein Schauturnen statt, bei dem sich die Gebrüder Scheck und Obermeier besonders auszeichneten.

Nachdem im Winter neben dem Freizeitsport Langlauf, dem alpinen Schilauf und dem Schispringen auch der Winter-Mannschaftssport nicht zu kurz kommen sollte, wurde innerhalb der am 16. Januar 1924 gegründeten Wintersportabteilung kurzum auch eine Eishockeymannschaft zusammengestellt.

Nach nur wenigen Jahren harten Trainings und vielen Freundschaftspielen kämpfte man bereits 1933 auf dem Frillensee in Inzell um Meisterschaftsehren – u.a. auch gegen Berchtsgaden und Bad Reichenhall. Durch die politischen Verhältnisse des Dritten Reiches gezwungen, konnten die Sportler des TV Bernau ab 1936 ihre sportlichen Aktivitäten in der dieser Form nicht mehr durchführen; die Vorstandschaft unter den seit 1924 amtierenden Vorsitzenden Dr. Walter Deinlein legten ihre Ämter nieder. Das Grundstück (Chiemseestr. li.) mit Halle und Inventar wurde der Gemeinde Bernau übertragen; die Übergabe erfolgte jedoch unter der ausdrücklichen Voraussetzung, dass die Gemeinde Bernau bei Neugründung eines Turn- bzw. Sportvereins die entsprechenden Einrichtungen wieder zur Verfügung stellen muß. Die alte Turnbaracke fand ihre Verwendung als Notwohnung. Während des zweiten Weltkrieges fand praktisch kein Sportbetrieb mehr statt.